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Johannes Gramm

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Die fotografischen Doppelportraits zeigen immer ein und dieselbe Person, mal in kleinen Variationen, mal in unterschiedlichen Ausdrucksmomenten. Als Betrachter steht man davor und ist geneigt zu vergleichen, sucht Veränderungen, überlegt mit wie viel Personen man es zu tun hat. Unerklärlich scheinen die Handreichungen zwischen den beiden Sies oder Ers.
Johannes Gramm referiert auf ein Phänomen, das es so visuell nicht gibt: Sich selber an die Hand nehmen. Aus Münchhausenerzählungen kennt man dieses Bild vom Helden, der sich am eigenen Schopfe aus dem Wasser zieht. Eine Geschichte vom ausdrücklichen Lügenbaron, von der wir als gebildeter Leser genau wissen, daß sie erfunden wurde. Insgeheim spielt man aber diese Szenerie durch und kommt zu dem Schluß, daß es eigentlich keine schlechte Idee wäre und es auch wunderbar sein könnte, wenn man sich dann und wann selbst an den Haaren aus dem Schlamassel retten könnte.
Johannes Gramms Serie hat zwei Titel, der Obertitel, referiert auf Ängste und Traurigkeiten, die heute alltäglich zu sein scheinen. Die Untertitel entlehnt er gleichbleibend bei märchenhaften Vorbildern und dem großen aber tragischen Liebespaar, das ohne einander nicht mehr leben konnte und dem Geschwisterpaar, das fürsorglich auf einander Acht gibt. Diese literarischen Vorbilder lassen sich so aber nicht in den Bildern wiederfinden. Zu sehen sind Menschen von heute, mal skeptisch, mal optimistisch. Die kühle Präsentation der Dargestellten im Studio versachlicht, mit langen Hosen und kurzen Hemden, macht die Distanz zwischen der Wunschtraumwelt und der Realität spürbar. Wie schon in der Serie ABETTERI geht es auch hierbei um genaue Betrachtungsweisen, um die Abbildhaftigkeit der Fotografie und den Glauben, den wir ihr schenken.

Man kann sagen, die Fotografie von Johannes Gramm hängt an der Wirklichkeit. Sie liebt sie und spielt mit ihr, sucht sich das, was ihr gefällt, verleibt sie sich ein, ordnet sie neu, stapelt sie in Schichten auf, legt sie aus, hält sie fest, versucht, sie zu begreifen und schafft am Ende einen Schein von großer Ähnlichkeit, der aber letztlich immer wieder Bild heißt.

von Christiane Kuhlmann

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