Hotel 1000 Sterne / MyHome
Benjamin Ochse

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In der dokumentarischen Fotoarbeit „Hotel 1000 Sterne“ beschäftige ich mich mit der Situation von Obdachlosen und ihren Not-Behausungen in Europa. Auf meiner Recherchenreise durch Europa im Herbst 2011 sind sie in den meisten Städten direkt vor mir aufgetaucht, ohne dass ich sie suchen musste. Sie waren überall, lagen quasi vor mir, mal zurückhaltend kaschiert, dann wieder klar ersichtlich und offen. Ich fragte mich, ob ich vorher meine Augen vor ihnen verschlossen, oder wie ich sie aus meinem Bewusstsein weggefiltert hatte. Oft besassen sie nur wenige Habseligkeiten, manchmal sorgfältig und unauffällig zusammengelegt in einem Einkaufswagen oder in einer Tasche verpackt. Anderenorts waren sie sofort erkennbar durch ihre Lager, in denen sie lebten, mit denen sie eine Art Territorium für sich absteckten und damit ihren Claim anzeigten. Einige leben alleine wie Stadtnomaden auf Parkbänken, oder versteckt hinter Stromverteilerhäuschen, Brücken oder Unterführungen. Andere sind in Gruppen nahezu sesshaft unter Bahn-Brücken, ähnlich einer Wohngemeinschaft, da kochen sie auch gemeinsam auf einem Grill. Im Winter 2012 gab es bis Anfang Februar mehr als 160 Kälteopfer in Europa. In Berlin war ein Obdachloser mit seinem Hund in einer Baracke am Gesundbrunnen verbrannt, weil er sich vor der Kälte bei bis zu -15C° mit einem Feuer schützen wollte.

Bei Wikipedia fand ich nachfolgende Begriffserklärungen „Eine Unterkunft (auch: Obdach, Bleibe) ist eine geschützte Stelle (Gebäude, ein Zelt oder ein Fahrzeug), das zumindest dem Übernachten dient. Die meisten Unterkünfte dienen dem Wohnen.” und weiter „Obdachlosigkeit“ wird definiert als ein Zustand, in dem Menschen über keinen festen Wohnsitz verfügen und im öffentlichen Raum, im Freien, in Hospitalen oder in Notunterkünften übernachten. „Platte machen“ oder „schieben“ oder „auf Platte sein“ bezeichnet umgangssprachlich, z. B. in Parkanlagen, auf Bänken, unter Brücken, in Hauseingängen, Baustellen oder Bahnhöfen zu nächtigen. Der Begriff „Obdach“ bedeutet Unterkunft oder Wohnung.

In der Arbeit geht es nicht um die obdachlosen Menschen als Protagonisten, sondern wie sie sich in einer für sie feindlichen urbanen Umgebung mit möglichst einfachsten Mitteln auf lange Sicht behaupten können. Ich zeige mit wie wenig Mitteln Obdachlose im Alltag auskommen und wie sie sich vor der Umwelt schützen, wie sie sich ein Minimum an Privatsphäre schaffen mit wenigen Dingen, die sie noch besitzen.

Die Serie soll auf das Schicksal von Menschen, die auf der Straße leben aufmerksam machen, ohne sie selbst dar- und bloßzustellen. Sie soll zum Nachdenken anregen, die eigene Situation und die der Anderen, die auf der Straße ums Überleben kämpfen, reflektieren.

Austellungen:
3 Tage Kunst, Berlin, 2013
Caritas Galerie, Berlin, 2013

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© Benjamin Ochse / VG Bild-Kunst
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