Bootleg Objects, Series Sound
Markus Bader-Rampas

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Bootleg Objekts, Series Sound, 2004

Ein Phono-Radio ohne das Phono, ein Kassettenreceiver ohne Kassette, und ein Plattenspieler, der sich nicht dreht, sind die drei ersten Objekte der Serie Bootleg Objects. Den drei ehrenwerten Designklassikern ist hier wohl was geklaut worden. Oder wurde etwas hinzugefügt? Der Name deutet es an: Bootlegging ist historisch das Schwarzbrennen von Alkohol, später wandelt sich der Begriff zur Bezeichnung von illegalen Konzertmitschnitten. Heute benennt Bootleg den Musikstil der Rekombination, des (vorzugsweise klammheimlichen) Verquickens möglichst disparater Popstücke. Verschnitt/Mitschnitt also. Unbekümmert subversives Sampling von Objekten, Selbstbedienung im Design-museum, Entwerfen unter fröhlich-treudoofer Missachtung kommerzieller und juristischer Reglements wie Urheberschaft oder Marktfähigkeit. Ein Ausdruck von Wertschätzung der Qualitäten des ursprünglichen Objekts. Aber auch seine eigentlich ikonoklastische Dekonstruktion. Gegenstand der Gestaltung ist nicht mehr – wie traditionell – die Annäherung von Form und Funktion, sondern vielmehr die Positionierung in einem Zielkontext durch meta-gestalterische Entscheidungen wie z.B. die Wahl des Zitats oder die Anordnung der vorgefundenen Elemente. Die drei Objekte folgen drei verschiedenen Ansätzen des Sich-Aneignens einer Form [Methods of Appropriation]: Im ReBraun steht die Rekombination im Vordergrund – Die meisten Wesensmerkmale sind erhalten geblieben, doch auf der Oberfläche verrutscht, neuen Zwecken zugeglitten. Beim ReBO ist dagegen nichts bewegt worden. Stattdessen hat sich ein Fremdkörper – der Touchscreen – integrativ dazugemogelt. Beim Plattenspieler Re-SL schließlich hat sich (wenn man von der Clownerie dreier Minimanipulationen absieht) gar nichts verändert. Dafür ist der Nutzungskontext kurzerhand aufgehoben worden. Alle Funktionen sind komplett anders, als erwartet, und alle bisherigen Bedienelemente sind tot. Skinning – Häuten – nennt man den Prozess, Software frei gestaltbar zu machen; bei Computerprogrammen, die skinnable sind, können Aussehen, Anordnung und sogar Verhalten der Bedienelemente frei definiert werden. Dasselbe Prinzip haben die Gestalter hier auf Produkte angewandt: Ein handelsüblicher PC – nichts weiter verbirgt sich im inneren der Bootleg Objects – wird auf eine spezielle Aufgabe hin optimiert und erhält eine neue, alte, teilweise ehrliche Haut.
(Text: Max Wolf)

Premiere hatte die Series Sound auf der Mailänder Möbelmesse 2003. Sie wurde von DOOG Design aus Holland präsentiert. Danach waren die überarbeiteten Hifi-Anlagen auf über 20 Austellungen rund um die Welt zu sehen.

Alle 3 Geräte der Series Sound wurden 2005 vom CENTRE POMPIDOU in Paris angekauft und danach bei verschiedenen thematischen Ausstellungen gezeigt. Inzwischen wurden sie in die Daueraustellung aufgenommen.

http://www.bootleg-objects.com

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