Was ist mit Sonntag? Birnes Psychosetagebuch Amelie Bartelsen
In bereits fortgeschrittenem Stadium seelischer Entgleisung, verfasste Birne
sechs illustrierte Tagebucheinträge, welche das Früchtchen zu gleichen Teilen
auf insgesamt 1500 Postkarten drucken ließ um diese, vornehmlich in Hamburg,
zu verbreiten. Zum Beispiel auf öffentlichen Toiletten, in Diskotheken,
Fahrkartenausgabefächern, Lebensmittel- und Drogeriemärkten wartet Birnes
Geschriebenes und Gezeichnetes nun darauf, zufällig gefunden zu werden;
Niemals als vollständige Reihe, sondern stets einzeln, entrissen ihrem Kontext
sind die Karten zu entdecken – Birne sieht darin eine für sie passende Metapher des
Wesens einer Psychose… fühlt sie sich zur Zeit selbst wie in unzählige Schnippsel
zerpflückt und einem Ventilator vorgeworfen.
Um die Menschen zu erreichen von denen Birne annimmt dass sie sich für das Projekt
interessieren, hat sie einen kleinen Teil der Karten Deutschlandweit mit der Post verschickt.
„Auch, wenn das ein wenig geschummelt ist“, kichert Birne verlegen.
Was noch hat Birne zu dieser Aktion veranlasst?
Schon seitdem sie vor einigen Jahren zum ersten Mal in eine psychotische Krise geriet,
ärgert es das Obststück, dass viele Menschen glauben, psychisch Erkrankte wären
in am Stadtrand gelegenen „Anstalten“ lebenslänglich weggesperrt.
Dabei sind Birne und ihre Genossen doch in alltäglichen Situationen,
an alltäglichen Orten anzutreffen, wie beispielsweise auf öffentlichen Toiletten,
in Diskotheken, an Fahrkartenautomaten, etc. …
Leider hat Birne ihr spezielles Erleben nur von Montag bis Samstag, vom ersten bis
zum sechsten November dokumentiert. Was ihr am Sonntag widerfährt erfahren wir nicht.
Im Kommentarbereich meines blogs sind kreative Köpfe dazu eingeladen, ihrer Fantasie
freien Lauf zu lassen: Mehr oder weniger einfühlsamen Spinnereien über Birnes Verbleib
am Sonntag ist hier Raum gegeben.