Jazztime: Branko Arnsek Sextett – ein Grooveweltenkompressor!
Kontrabassist Branko Arnsek hat die Musik seiner Lebensschauplätze verinnerlicht, von seiner Heimat, den Balkan, über die westliche Welt bis zu den Tanzsälen in Lateinamerika. Wie er sie vermischt, ist auf erquickende Weise anders.
Zum zweiten Mal hintereinander macht ein deutsches Sextett mit einer Produktion aufmerksam, die altbekannte Stile durch weniger übliche Verschiebungen aufmischt. Diesmal geht es von Stuttgart aus auf Weltreise, Reiseleiter ist der in Slowenien geborene Bassist Branko Arnsek (eigentlich: Arnšek), der aber schon als Kind in Schwaben gelebt hat. Studiert hat er Kontra- und E-Bass er in der Schweizer Hauptstadt Bern, doch den umtriebigen, engagierten Weltenbummler hat es immer wieder nach Kuba gezogen, wo er auch länger gelebt hat. Seit 1990 lehrt Arnsek an der Musikschule Stuttgart, leitet das kubanische Salsaorchester Tokame, betreibt sein eigenes Label 59music (nach seinem Geburtsjahrgang 1959) und kann mit seiner Agentur Cuban Events überall ein Schaufenster zu kubanischem Kulturleben erbauen.
Mit seinem Branko Arnsek Sextett bespielt er das Feld des Modern Jazz – und fügt doch auf breiter Front die Stile ein, die seine Herkunft und seinen Sehnsuchtsort prägen. Auf seinem Album „Move closer!“ geschieht das nicht in der Art, wie man erwarten könnte – technisch versierter Könner spielt Latin Jazz zum Beispiel. Nein, Branko Arnsek spielt: Modern Jazz, der mit Vergnügen seine Wurzeln aus Swing und Bebop zeigt. Mit seinem Ensemble – Frank Eberle, Piano; Janos Löber, Trompete; Anton Mangold, Altsaxophon; Michael Mischl, Schlagzeug; Reinier Ceruto Zaldivar, Percussion – groovt er durch seine Kompositionen, die mal Bebop, mal kubanischer Jazz als Grundform haben, und bricht sie, fast wie nach Bebop-Lehre, immer wieder überraschend auf.
Völlig nahtlos, aber scharfkantig halbiert er mal das Tempo, verdoppelt es oder zerstört den Takt, um für ein paar Akkordstreiche ein außerstilistisches Pastiche in seine Swingmaschine zu malen. Das geschieht mit verblüffender Selbstverständlichkeit und Genauigkeit. Dominierende Grundformen sind Kubanischer Son, Salsa und Mambo, aber auch Jazz-Funk später Soul-Jazz-Schule („Delay“). Auf vier der neun Stücke tritt die Kubanerin Johana Jo Jones mit agiler Schärfe als Vokalistin auf. „Move closer!“ verdichtet auf gut 50 Minuten so viele musikalische Welten, dass der Titel eine Perspektive nach innen und nach außen öffnet.
1.brf.be/sendungen/jazztime/1145243